Rebellion auf dem Schiff
Bericht von Karl Kleine, 1853
Im Zwischendeck fing es an, unter den Immigranten zu gären, weil man wusste, dass noch besseres Wasser an Bord war, welches aber nur die Kajütenpassagiere und die Besatzung des Schiffes bekamen.
Endlich wurde ein Sprecher zum Kapitän gesandt, der energisch Abhilfe verlangen sollte. Unter sich aber hatten die Männer beschlossen, dass sie im Falle einer Abweisung Gewalt gebrauchen wollten, das heißt, sie wollten sich des guten Wassers bemächtigen, ohne jemandem ein Leid zu tun, wenn ihnen nicht der Kapitän bewaffnet gegenüberträte. Zum Sprecher hatten sich die Empörer unglücklicherweise meinen Vater gewählt, der zu einer solchen Mission viel zu hitzig war. Der Kapitän hörte ihn ungeduldig an und gab dann eine so grobe, abweisende Antwort, dass mein Vater aufbrauste und bittere Worte fallen ließ. Darüber geriet der Kapitän so in Zorn, dass er von „an den Mast binden“ und „in Ketten legen“ sprach. Er hätte seine Drohung wohl auch ausgeführt, aber die drohende Haltung der Passagiere hielt ihn davon ab…
Für die Passagier hatte der Vorfall das Gute, dass sie fortan besseres Wasser bekamen, denn der Kapitän hatte doch wohl gemerkt, was folgen würde und wollte es nicht aufs äußerste kommen lassen. Für meinen Vater aber trug es üble Folgen. So durften von dieser Zeit an weder mein Vater noch wir Brüder mehr in die Kajüte kommen, um unsere kranke Mutter zu sehen…
Endlich blähte Wind die Segel wieder! Der Alte Trog setzte sich langsam in Bewegung. Alle Leute auf dem Schiff lebten wieder auf und dankten Gott für die Rettung aus dieser schrecklichen Lage. Ein Opfer hatte diese aber doch gefordert.
Ein hübsches Mädchen von achtzehn Jahren starb ganz plötzlich, wahrscheinlich am Hitzschlag und wurde auf dieselbe Weise wie unser armes Schwesterlein (Selma) dem Ozean übergeben.