Povos Indigenas

 Povos indígenas

Die Situation im Land

Überfälle – Zahlen

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Karte des Munizips Blumenau

 

Mit Bedacht hatten Provinzialregierungen Einwanderern Stammes –bzw. Durchzugsgebiete ungenau oder gar nicht aufgezeigt, mögliche Bedrohungen verharmlost – jedenfalls gegenüber jenen, die als Siedler zu Entwicklung und Aufbau des Landes erwünscht waren – wie die Deutschen. Doch auch sie wurden im portugiesisch geprägten Brasilien von einigen abgelehnt.

Auch waren Verachtung und Hass auf Povos Indígenas in Brasilien weit verbreitet. Dazu gehörte auch Rassismus schlimmster Art

Aus dem Munizip Blumenau (gesamtes Siedlungsgebiet, 11 000 km2, knapp viermal so groß wie das Saarland heute ((2570)) gibt es eine fast vollständige Aufzählung von Überfällen und Tötung von Siedlern.

Erster Angriff im November 1852 auf das Haus des Koloniegründers, der zufällig nicht anwesend war. Nachbarn vertrieben die Eindringlinge.

In einer Holzschneidemühle am ‘Kleinen Itajaí‘ (Nebenfluss) wurden 1855 zwei Arbeiter umgebracht, der Besitzer durch Pfeilschüsse schwer verwundet.

Im Jahre 1856 wurden zwei Siedler, wenige Monate vorher aus Deutschland eingetroffen, in Itoupava-Sêca ermordet. 1870 kamen vier Kolonisten am Rio do Testo und im Land (heute Pomerode), ein Siedler in der Garcia und einer in Benedito, ums Leben.

Mit zunehmender Einwandererzahl war für ‘Indígenas‘ mehr und mehr fette Beute möglich. Die Überfälle wurden zahlreicher und  – grausamer.

Erst 1877, nach mehreren Eingaben Blumenaus schickte die Provinzialregierung Aufsichtspersonal, sogenannte Pedestres (Waldläufer zu Fuß) in die Kolonie. Das waren Wachsoldaten mit Gewehr, überwiegend Indios. Von der Waffe aber durfte kein Gebrauch gemacht werden – also – schießen verboten! Wer hätte auch auf seine Stammesgenossen geschossen – auf Mitglieder feindlicher Stämme – schon eher!

Sicherheit gab es – trotz des Wachpersonals, das auch noch einem ‘Chef‘ unterstellt war –nicht. Die Zahl der Überfälle veränderte sich nicht.

In den Achtzigerjahren waren es bei rund 18 000 Einwohnern von Blumenau vergleichsweise wenige.

1883: zwei, 1884: einer, 1885: drei, 1889: drei.

1902 wurden schon sieben Siedler getötet.

Wohl in Notwehr und aus Wut setzten Kolonisten im Umland von Blumenau (Brusque und São Bento im Munizip Cresciuma) noch Anfang des 20. Jahrhunderts bewaffnete ‘Bugerjäger‘ (Indianerjäger(!) ein.

Diebe stahlen ‘nur‘ Waffen, Munition, Werkzeuge, Vieh und Lebensmittel.

Gefährlich wurde es, wenn Siedler sich zur Wehr setzten.

Denn der Wert des menschlichen Lebens wurde, überwiegend aber nicht ausschließlich, vonseiten der Povos indígenas anders beurteilt, als von jenen, die in der Tradition des christlichen Abendlandes lebten und das Gebot du sollst nicht töten befolgten – von Ausnahmen abgesehen (s.o.)

Am 11.11. 1911 berichtete die Blumenauer Zeitung von 43 Botokuden, die sich – noch nie sei derartiges geschehen – Kolonisten im Umland von Blumenau in friedlicher Absicht genähert hätten. Angeblich seien sie einige Tage zuvor durch einen Bugerjäger vom Friedenswillen der Siedler überzeugt worden. Diese Zusammenkunft wurde fotografiert. Der Häuptling war – gut erkennbar, sehr dick. Die Indios forderten Nahrungsmittel und Waffen, die sie normalerweise entwendet hätten, um die verfeindeten Coroados bekämpfen zu können.

Trotz dieser ersten dokumentierten friedlichen Begegnung von Siedlern und Indianern sollten noch drei Jahre bis zur beiderseitigen ‘Waffenruhe‘ vergehen, obwohl schon 1910 für ganz Brasilien ein Indianerschutzdienst (SPI) mit Wachposten an strategisch wichtigen Orten eingerichtet worden war.

Einer dieser Wachtposten, Deutsch-Brasilianer, wachte an strategisch wichtigem Ort nahe der Kolonie Blumenau. Er kannte die Sprache der Kaingangindianer. Der Mann schaffte es, diesen Stamm, der neben Botokuden und Coroados im Tal des Itajaí verbreitet war, nach einem letzten Überfall im Jahr 1914 zu friedlichem Miteinander zu bringen.

Zwischen 1852 und 1914 gab es im Munizip Blumenau 61 Angriffe. Dabei wurden 41 Kolonisten getötet und 22 verletzt. Hinzu kommen Überfälle in den umliegenden Siedlungsgebieten; gesamt: 60 Tote und 30 Verletzte. Die Zahl der getöteten Indianer ist nie aufgezeichnet worden.

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Spix/Martius Expeditionsbilder

 

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